|
<<< |
Celebrating
the eggman a tribute to John Lennon
(Z)
Die Tribute-Welle macht auch um Z keine Bogen. Die kleine
Feierstunde für den komplexbeladenen Engländer hat aber mindestens
zwei Vorteile. Yoko Onos Konto erhält eine positive Beule,
und die Gärtnerin aus Liebe kann wieder ein Bäumchen oder ein Erdbeerpflänzchen
in die fette Erde des Central Parks stecken, auf das dem Dahingegangenen
ein blühend Denkmal und den New Yorker Hunden ein Stammbaum geschaffen
wird, und Zweitens und viel wichtiger: Die listigen Z-Leute
haben 13 Ex-DDR-Bands unter dem Vorwand, einen Lennon-Song
aufzunehmen, in die Studios gelockt und auf diesem Weg den Stand
der Dinge enttarnt. Wie diese Bands mit den ehernen Denkmälern des
nikkelbebrillten Rinderzüchters umgehen, ist schon interessant.
Die Vision, reduziert auf Geyer (voc) und Sebastian
Lange (git), macht aus Lennons Song an seine Mutter
(Julia) ein zuckersüßes Pralinι, herzzerreißend und inbrünstig
(oder heißt es hier inzestig?) gesungen, mit einem Schleifchen verziert,
auf dem steht: Aus dem Hause Ferrero-Küßchen für dich, für mich,
für alle. Noch toller treibt es Die Art. Ihre Version
von Im loosing you beginnt mit einem Hörbild der Deutschen
Klempner-Innung: Stetig tropfender Wasserhahn symbolisiert die Vergänglichkeit
der Zeit hörst du, wie der Schnitter lacht ein einsames Schlagzeug
donnert mit langen Hall durch das Universum Holger Ohley
sucht tief in seiner Seele und findet nicht mehr zurück Mädchenchöre
stapeln sich zu gewaltigen Sampeltürmen Das Herz will mir zerspringen
Oh, Schwestern der Barmherzigkeit, erbarmt euch!
Es gibt aber noch andere überraschungen. Der Expander des Fortschritts
und die AG Geige covern Lucy in the sky und
Come together ja, ihr Ignoranten, ihr habt richtig
gelesen! Vor allem die Expander-Fassung ist in ihrer lakonischen
Flapsigkeit hörenswert. Und DEKAdance natürlich, die für
Cover-Versionen sowieso die ideale Kapelle sind und Whatever
gets you through the night so richtig schön verblödeln. Außer
Konkurrenz laufen die Tributs von Tausend Tonnen Obst (Drive
my car), Ichfunktion (Cold turkey) und
Herbst in Peking hat das selbstquälerische Gefühl aus dem
Song radiert und Working class hero mit schwebenden Gitarren
und einer konsequenten Temposteigerung auf eine neue Ebene gehoben.
So muß eine Cover-Version klingen! Den absoluten über-Gag hat aber
Z selbst gelandet. Auf der Seite 2 spielen Big Savod
den Nowhere man im Trullalla-Mix, brav im Original orientiert,
nach besten Kräften eben. Das wäre auch nicht weiter bemerkenswert,
wenn die Titelzusammenstellung nicht auf Big Savod die
Revolution Nr. 89 von Feeling B (Komposition
+ Text: Feeling B nach Motiven von Lennon/Mc Cartney)
folgen ließe. Kaum ist man von Big Savod in den Schlaf
gesungen, da quäkt Aljoscha a capella: Er ist so ein
kleiner Mann, sitzt in seinem kleinen Land
, worauf die Band
erst einmal ein mittleres Powerplay inszeniert, später unterbrochen
von Dudelsackpfeifen und dem Leipziger Volkschor: Wir sind
das Volk, von Aljoscha wieder mit: Ich bin ein Arschloch,
du bist ein Arschloch, wir sind Arschlöcher kommentiert
Revolution
Nr. 89 ist neben den Songs von Tausend Tonnen Obst,
Ichfunktion und Herbst in Peking das Stück der
LP. Feeling B schert sich einen Dreck um das Original.
Das tun der Expander und AG Geige prinzipiell
auch, doch die Wirkungen sind grundsätzlich verschieden, klar. Angenehmer
ist es trotzdem, zu hören, wie sich der Expander mit dem
Original auseinandersetzt, als bei den vorsichtigen Nachspielübungen
von Big Savod oder The Fate (Help)
sanft einzunicken.
Marvin
Messitsch No. 6
November 1990
|
<<<
|